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Die Arbeiten zur naturnahen Umgestaltung des Hoyerswerdaer Schwarzwassers zwischen Prischwitz und Dreikretscham sind auf der Zielgeraden. Seit April 2023 werden dort durch die Stowasserplan GmbH & Co KG sowie die beteiligten Baufirmen Kompensationsmaßnahmen zum in den 1990er Jahren erfolgten Ausbau der A4 zwischen AS Uhyst und AS Bautzen Ost umgesetzt. Herausragend bei diesem Projekt: Durch den umfangreichen Grunderwerb im Umfeld der Maßnahme kann eine ganzheitliche Revitalisierung des Hoyerswerdaer Schwarzwassers inklusive der angrenzenden Auenbereiche durchgeführt werden. In allen drei bearbeiteten Teilabschnitten jeweils zwischen den Ortslagen Prischwitz, Muschelwitz, Sollschwitz und Dreikretscham können umfassende Maßnahmen zur ökologischen Umgestaltung des in den 1970er Jahren vollständig ausgebauten und begradigten Gewässers sowie der Auenlandschaft stattfinden. Der Schwerpunkt der Maßnahme liegt auf der Wiederherstellung des ursprünglichen Gewässerverlaufs und der Entwicklung einer naturnahen Weichholzaue mit angrenzenden Feuchtwiesen und eigendynamischer Gewässerentwicklung.

Daten zum Gewässer:

  • Kiesgeprägter Tieflandsfluss LAWA Typ 17
  • ursprünglich stark geschwungener bis mäandrierender Gewässerverlauf, 1976/77 verfüllt und in einen geradlinigen ausgebauten Graben umgewandelt
  • FFH-Gebiet SCI 126 „Hoyerswerdaer Schwarzwasser“
  • Vorkommende seltene Tierarten sind: Laubfrosch, Fischotter, Bachneunauge, Eisvogel sowie verschiedene Fledermausarten
  • Abschnitt 1 insgesamt ca. 1.200 m Fließlänge
  • Abschnitt 2 insgesamt ca. 700 m Fließlänge
  • Abschnitt 3 insgesamt ca. 500 m Fließlänge

Maßnahmenziele:

  • Entwicklung eines naturnahen Gewässerverlaufs mit Aufweitung des bestehenden Gewässerbetts und Schaffung eines gegliederten Querschnitts mit mäandrierendem Mittelwasserbett
  • Schnelle Etablierung von Vegetationsdynamik durch Sukzession und Initialpflanzungen
  • Entwicklung von standorttypischen Biotopstrukturen einer naturnahen Weichholzaue, Schaffung von Lebensräumen gewässerbegleitender Arten und Sicherung bestehender hochwertiger Biotopstrukturen sowie Biotopvernetzung in die umgebende Landschaft
  • Förderung der eigendynamischen Entwicklung durch Ausweisung von breiten Pufferstreifen entlang des Gewässers und Reduzierung von Ufersicherungsmaßnahmen auf Bereiche schutzwürdiger Infrastruktur
  • Unterstützung der Erhaltungsziele des FFH-Gebietes „Hoyerswerdaer Schwarzwasser“

Folgende Maßnahmen wurden durchgeführt:

  • Modellierung eines naturnahen Profils
  • Teilverfüllung des bestehenden Gewässerverlaufs mit anfallenden Erdmassen
  • Strukturierung und Ufersicherung des Gewässerlaufs mit verschiedenen ingenieurbiologischen Bauweisen (Lebendfaschinen, Totfaschinen, Steckhölzer, Setzstangen, Abweiser, Wurzelstubben, Spreitlagen, Begrünte Steinschüttung, Sohlrollierung, Totholzpackungen und Benjeshecken, Vegetationswalzen und Vegetationsschichtandeckung)
  • Einbau von Uferkiesbänken
  • Anlage tiefer Mulden als temporär wasserführende Stillgewässer im Sinne von „Altarmstrukturen“
  • Herstellung von Rohbodenstandorten zur Förderung der Sukzession

Nachfolgende Bilder geben einen Eindruck vom Projekt wieder:

Blick in die Aue des Hoyerswerdaer Schwarzwassers vor Beginn der Baumaßnahme (04/2023): links im Bild der geradlinige, ausgebaute Verlauf, rechts im Bild zeichnet sich im Grünland noch der historische Verlauf ab.
Gleicher Blickwinkel während der Bauausführung (08/2023): die Lage des renaturierten Verlaufes wurde auf Grundlage des im Gelände noch nachvollziehbaren historischen Verlaufes festgelegt.
Entlang der Lauflinie wurde ein ausgesprochen flaches und strukturreiches Gewässerbett vorprofiliert, die Ausdifferenzierung der Habitatstrukturen erfolgt über die Eigendynamik des Schwarzwassers.
Ingenieurbiologische Bauweisen wurden nur punktuell zur Gewässerstrukturierung und Initiierung von Eigendynamik eingesetzt: vorn im Bild Wurzelstubben, im Hintergrund Totholzpackung als Abweiser.
Im Übergangsbereich zum Bestandsprofil erfolgte der Einbau von ingenieurbiologischen Sicherungsbauweisen: hier Sohlrollierung und Spreitlagen mit erstem Austrieb.
Auf Grund von Fischschonzeiten erfolgte eine Elektrobefischung und der Einbau von mobilen Fischwehren ober- und unterstrom des Baufeldes. Sie verhindern das Wiedereindriften und Einschwimmen der Fische während der Bauzeit.
Andreas Stowasser