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… eine plötzliche Schneeschmelze hat zu Hochwasser geführt. An einigen Stellen hat es die Uferbefestigungen unterspült oder zerstört, die Ufer brechen ab und die Anwohner werden unruhig. Vielleicht liegen diese Geschehnisse aber auch schon einige Zeit zurück und Sie hatten noch keine Zeit zu reagieren oder Sie wissen einfach nicht, wie Sie vorgehen sollen. Hierfür haben wir einige Tipps für Sie.

Hilfe bei der Wiederherstellung von Uferböschungen bietet die Software für Ingenieurbiologie SOFIE®

Durch natürliche Ereignisse neu entstandene Uferstrukturen sind besonders wertvoll und sollten grundsätzlich erhalten werden. Aber nicht überall können diese Entwicklungen toleriert werden. Es muss daher zunächst entschieden werden, wo belassen werden kann, wo steuernd eingegriffen werden muss oder wo eigendynamische Entwicklungen unterbunden werden müssen. Diese Maßnahmenentscheidungen sind im Kontext der angrenzenden Nutzungen, der notwendigen Abflussleistung und unter Beachtung der ökologischen Bedeutung zu treffen. Ist die Wiederherstellung von Uferbefestigungen zur Gefahrenabwehr oder zur Sicherung der angrenzenden Nutzungen erforderlich, sollten naturnahe Bauweisen angewendet werden. Hierzu sind ingenieurbiologische Bauweisen am besten geeignet. Die Sicherungswirkung ergibt sich dabei aus der Kombination von eingebauten Pflanzen und Pflanzenteilen mit unbelebten Hilfs- und Befestigungsmaterialien. Mit dem Anwachsen der Pflanzen entsteht durch den Wurzel-Boden-Verbund eine stabile Deckschicht, die Böschungen und Erdbauten effektiv vor Erosion schützt. Mit den Bauweisen werden gleichzeitig naturnahe Strukturen und Vegetationsbestände angelegt, die unter Beibehaltung der Sicherungswirkung die technischen Bauweisen schon nach kurzer Zeit „unsichtbar“ werden lassen. Die ingenieurbiologischen Bauweisen eignen sich auch als Ersatz für Ufersicherungen nach Rückbau von naturfernen Uferverbauungen wie Ufermauern oder Böschungspflasterungen.

Entscheidend für den erfolgreichen Einsatz ingenieurbiologischer Bauweisen zur Ufersicherung und Uferstrukturierung sind die Beachtung der Rahmenbedingungen am Einbauort sowie der fachgerechte Einbau und die anschließende Pflege der Bauweisen. Dazu nutzen Sie am besten die Software für Ingenieurbiologie SOFIE®. Hier erhalten Sie anhand der vorausgewählten Parameter zu den Rahmenbedingungen eine Liste geeigneter Bauweisen. Für nahezu jede Problemstellung lässt sich so eine passende Lösung finden. Dabei können die verschiedenen ingenieurbiologischen Bauweisen auch problemlos miteinander kombiniert werden. Mit den Bauweisen können die Zielvegetationsformen Sukzessionsflächen, Rasen und Wiesen, Hochstaudenfluren und Röhrichte sowie vielfältige Gehölzbestände etabliert werden.

Als Baumaterial für ingenieurbiologische Bauweisen ist vorrangig lebendes Pflanzenmaterial, wie z. B. austriebsfähige Weidenarten und Gehölzjungpflanzen zu verwenden. Gehölzjungpflanzen sind wurzelnackte, zweimal verschulte Sämlinge (2 x v. S.). Eine Liste der für den jeweiligen Standort geeigneten Arten kann ebenfalls der Software SOFIE® entnommen werden. Um das Lebendmaterial zu verankern und als Bauweise zusammenzufügen, werden noch Hilfsstoffe und Befestigungsmaterialien, wie Draht, Pflöcke oder Geotextilien benötigt. Alle diese Informationen sind in den sogenannten Regeldetails zusammengefasst. Die Regeldetails zu den ingenieurbiologischen Bauweisen einschließlich der Bauweisensteckbriefe, der Bauschritte für den Bauablauf und der Pflegeschritte für eine nachhaltige Vegetationspflege sind ebenfalls in SOFIE® enthalten.

Unbelebte Bauweisen mit Vegetationsentwicklung durch Sukzession
Böschungsschutzmatten schützen zunächst unbewachsene Rohbodenstandorte vor Abtragung des Bodens durch Niederschläge und Wind. Mit der Ausbildung einer Grasnarbe erhöht sich die Schutzwirkung.
Schnelle Etablierung einer Grasnarbe durch Einbau von Rasensoden
Steckholz, ca. 60-100 cm langer, in Wuchsrichtung angespitzter und bewurzelungsfähiger unverzweigter Teil eines verholzten, meist ein- bis dreijährigen Gehölztriebes mit glatter Rinde (z.B. Weide), aus dem in die Erde gesteckt oder eingebaut eine neue Pflanze wächst.
Lebendfaschine, Bündel aus austriebsfähigen (lebenden) Weidenästen, die durch Bindedraht zusammengehalten werden und parallel zur Strömung am Böschungsfuß oder geneigt auf der Uferböschung eingebaut werden. Bei strömungsparallelem Einbau von Lebendfaschinen wird der Böschungsfuß vor Erosion geschützt, bei geneigtem Einbau die komplette Böschung.
Mit der Kombination aus Lebendfaschine, Gehölzpflanzung, Geotextil und Steckhölzern erreicht man eine sehr stabile Böschungssicherung.
Spreitlage: Bauweise zur Böschungssicherung bei der austriebsfähige Ruten mit dem dicken Astende nach unten quer zur Fließrichtung des Wassers dicht auf die Böschung gelegt und mit horizontalen Befestigungen fixiert werden. Die Fußsicherung kann durch eine Steinschüttung aus Wasserbausteinen, Lebendfaschinen oder Holzbalken erfolgen.
Begrünte Steinschüttung: flächige Ufersicherung aus lagenweise geschütteten Wasserbausteinen, ggf. mit Filterunterbau, die bereits beim Einbau der Steine mit Busch- oder Heckenlagen kombiniert wird.
Begrünte Holzkrainerwand (Synonyme: begrünter Holzkasten, Holzgrünschwelle, Raumgitterwand, Skelettwand): räumliches Skelett als Verbundsystem aus aufeinander gebauten Holzelementen mit einem verdichteten Füllkörper aus Erdmaterial.
Andreas Stowasser