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… der farbenfrohe Herbst ist vorüber und die Bäume haben ihr Laub komplett verloren. Zwischen 01.10. und 28.02. können Sie wieder Schnittmaßnahmen an Gehölzen durchführen. Hier sind unsere Empfehlungen für die Pflege neu angelegter ingenieurbiologischer Bauweisen. Damit sind sie gewappnet für die unvermeidliche Frage der Anwohner: „Jetzt ist es fertig und was passiert nun?“

Gehölze sind unerlässlich für Ufersicherung, Landschaftsästhetik und ökologische Funktionen an Gewässerufern. Sie können durch gezielte Bepflanzung und ingenieurbiologische Bauweisen, die Vegetation und Uferstrukturierung kombinieren oder auch über natürliche Vegetationsentwicklung durch Sukzession angesiedelt werden. Um die Funktionen im Naturhaushalt wie auch die Nutzungsanforderungen unserer Siedlungslandschaft zu vereinen, müssen Gewässer einschließlich ihrer begleitenden Gehölzbestände meist gepflegt werden. Ein systematisches Pflegekonzept mit klaren Zielen und langfristigen Strategien ist entscheidend, um stabile funktionsfähige Gehölzbestände zu entwickeln. Besonders ingenieurbiologische Bauweisen sollten in den ersten Jahren zielorientiert gepflegt werden. Nur so lassen sich langfristig Kosten senken, stabile und standortgerechte Vegetationsstrukturen entwickeln und die Nachhaltigkeit der Gewässerpflege fördern.

Eine solche systematische Pflegeabfolge umfasst Fertigstellungspflege, Entwicklungspflege und Erhaltungspflege.

Fertigstellungspflege:
Ziel ist hier, nach einer Vegetationsperiode einen abnahmefähiger Zustand zu erreichen, der durch gesundes Wachstum mit einer definierten Menge an Austrieben, Bestockung und Durchwurzelung des Böschungsfußes gekennzeichnet ist.

Entwicklungspflege:
Die anschließende Phase der Entwicklungspflege zielt auf die Entwicklung einer stabilen Vegetationszusammensetzung in den anschließenden zwei bis fünf Jahren. Maßnahmen umfassen die Förderung der Zukunftsbäume (Klimaxgehölze), die Zurückdrängung unerwünschter Arten und der Schutz vor Wildverbiss. Dabei werden auch natürliche Konkurrenzprozesse genutzt, um die Bestandsdichte zu regulieren sowie langfristig Pflegeaufwand und Biomasseproduktion zu reduzieren.

Erhaltungspflege:
Nach etwa 5-8 Jahren ist die Zielvegetation erreicht und beginnt die Sicherung die Funktion des Gehölzbestands. Durch selektive Eingriffe können noch verbleibende Konkurrenzgehölze entfernt werden, um Zukunftsbäume zu stärken. Regelmäßige Bestandskontrollen entscheiden darüber, ob weitere Pflegemaßnahmen nötig sind.

Mit der neuen Förderrichtlinie Gewässer/Hochwasserschutz (FRL GH/2024) gewährt der Freistaat Sachsen ab sofort auch Zuwendungen für Maßnahmen der Entwicklungspflege, so dass diese für ingenieurbiologische Bauweisen wichtigen Maßnahmen nun auch überall fachgerecht umgesetzt werden können.

In der Software für Ingenieurbiologie SOFIE® sind im Übrigen für alle enthaltenen ingenieurbiologischen Bauweisen Zeichnungen mit Erläuterungen zu den Arbeitsschritten dieser systematischen Pflegeabfolge enthalten. In PROGEMIS® finden sich komplette Pflegeanleitungen für Pflanzungen, ingenieurbiologische Bauweisen und Gehölzaufwuchs aus Sukzession nicht nur als informative Anhänge, sondern Sie können die anstehenden Maßnahmen auch direkt lagekonkret mit Ausführungszeitraum planen. Mit der Nutzung der Software stehen Ihnen diese Funktionen zur Verfügung und ästhetisch ansprechenden und ökologisch wie auch technisch funktionsfähigen Ufergehölzbeständen nichts mehr im Weg.

Ingenieurbiologische Bauweisen, wie diese geneigte Lebendfaschine, haben unmittelbar nach dem Einbau weder Wurzeln noch Triebe. Sie bestehen lediglich aus eingebauten lebenden Pflanzenteilen.
Schon innerhalb der ersten Vegetationsperiode wachsen die eingebauten Pflanzenteile los. Zur Fertigstellungspflege sollte ein solcher Aufwuchs mit dichter Bestockung vorliegen.
Diese zweijährigen Triebe zeigen noch genau die Lage der zuvor eingebauten geneigten Lebendfaschine.
Durch Freistellung der Zukunftsbäume aus dem dichten Faschinenaustrieb im Rahmen der Entwicklungspflege kann sich der gewünschte Ufergehölzbestand effektiv entwickeln.
Die zurückgeschnittenen Triebe werden zwar wieder austreiben, aber als Strauchschicht hinter den kräftigeren Zukunftsbäumen zurückbleiben.
Andreas Stowasser