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… eine häufig geäußerte Formulierung ist: „Gehölze machen so viel Laub, Dreck und Schatten. Da kümmert sich gar niemand drum“. Auf Gewässerufern dürfen und sollen sogar Gehölze wachsen. Sie haben unzählige positive Wirkungen und eigentlich brauchen sie keine Pflege. Sie kommen gut allein zurecht. Die Herausforderung besteht nur darin, das richtige Maß zwischen Beobachten, Handeln und begleitender Kommunikation zu finden.

An dieser Stelle sollen daher die fachlichen Aspekte zur Frage: Wie pflege ich effizient und richtig? geklärt werden.

Die Unterhaltungspflege schließt sich an die Entwicklungspflege an und beginnt, wenn von der Lebendbauweise oder der Pflanzung in Natura nichts mehr zu erkennen ist und die Zielvegetation erreicht wurde. Anstelle der ingenieurbiologischen Bauweise bzw. den Jungpflanzen steht man vor einem mehr oder weniger ausgeprägten (naturnahen) Gehölzbestand. Dies ist meist nach einem Zeitraum von 10 bis 15 Jahren der Fall. Auch bei schon länger bestehenden Ufergehölzen ist zu entscheiden, ob Pflegemaßnahmen erforderlich sind oder nicht.

Bei der Überlegung, ob Pflegemaßnahmen notwendig sind, sollten die nachfolgend aufgeführten Aspekte beachtet werden:

  • Die Unterhaltungspflege dient der Erhaltung eines dauerhaft funktionsfähigen Zustandes, d. h. einer stabilen artenreichen Vegetationszusammensetzung (Dauergesellschaft) unter Gewährleistung der notwendigen Abflussleistung.
  • Die Pflegemaßnahmen sind auf die Zielvegetation und die Anforderungen der angrenzenden Nutzung auszurichten.
  • Die konsequente Förderung der Zukunftsbäume, d. h. der für die Bestandsbildung vorgesehenen Baumarten am hydraulisch optimalen Standort, sowie die richtige Wahl des Pflegezeitraumes reduzieren langfristig den Pflegeaufwand.
  • Eine regelmäßige Verjüngung des Bestands in kleinen Bereichen fördert eine vielfältige mosaikartige Struktur des Gehölzbestandes und reduziert die Menge des entstehenden Totholzes.
  • In naturnahen Abschnitten kann der Verzicht auf Pflegeeingriffe in Kombination mit einer beobachtenden Unterhaltung die beste Form der Unterhaltungspflege sein.

Empfehlenswert ist es, in der Unterhaltungspflege auf die unterschiedlichen waldbaulichen Bewirtschaftungsformen zurückzugreifen:

  • Auf-den-Stock-setzen: Durchführung eines abschnittsweisen Rückschnitts
  • Femelschlag: Entnahme kleiner Teilbereiche
  • Plenterschlag: Entnahme von Einzelbäumen

Mit diesen Pflegeprinzipien lassen sich dauerhaft stabile und sich selbst verjüngende Gehölzbestände entwickeln, in die je nach Standort und Artenausstattung des Umfeldes auch andere Gehölzarten einwandern können. Gewässerbegehungen sind jeweils das Mittel der Wahl um zu entscheiden, ob Gehölze aufgrund ihres Standortes, ihres Wuchses oder ihrer Wurzelstruktur im Rahmen der nächsten Pflegegänge gefördert oder entfernt werden sollen. Die fachgerechte Durchführung der Maßnahmen ist dabei immer Voraussetzung für eine dauerhaft effiziente Unterhaltungspflege.

Dazu können die Software-Produkte Hilfestellungen leisten: In der Software für Ingenieurbiologie SOFIE® sind für alle enthaltenen ingenieurbiologischen Bauweisen Zeichnungen mit Erläuterungen der Arbeitsschritte bis hin zur Unterhaltungspflege enthalten. In PROGEMIS® finden sich komplette Durchführungsanleitungen für abschnittsweises Auf-den-Stock-setzen, den Femelschlag sowie den Plenterschlag nicht nur als informative Anhänge, sondern sie können die anstehenden Maßnahmen auch direkt lagekonkret mit Ausführungszeitraum planen.

Beispiel für abschnittsweisen Rückschnitt von Gehölzen, hier in der Sonderform des Kopfweidenschnitts (2005)
Aus den eingebauten Weidenstangen wurden durch regelmäßige Pflege Kopfweiden. Nur durch Beibehaltung dieses regelmäßigen Schnitts bleibt die Gehölzform erhalten. (2017 und 2024)
Beispiel für gruppenweise Entnahme von Gehölzen: Aus den verbleibenden Stubben sowie über Sukzession und Verjüngung wächst der Bereich schnell wieder zu.
Durch regelmäßige kleinräumige Entnahmen wird eine Bestandsstruktur mit Gehölzen unterschiedlicher Altersklassen erhalten, ohne dass der Gesamtbestand überaltert und die angrenzenden Nutzungen beeinträchtigt werden.
In naturnahen Beständen in der freien Landschaft müssen keine Pflegemaßnahmen durchgeführt werden. Beschattung, Konkurrenz und Sukzession steuern die eigendynamische Entwicklung.
Je älter ein naturnaher Bestand wird, um so mehr Totholz bildet sich. Durch beobachtende Unterhaltung können Gefahren- und Schadenspotenziale rechtzeitig aufgedeckt werden.
Andreas Stowasser