Bedeutung einer strukturreichen Gewässersohle für die Strahlwirkung an Fließgewässern wissenschaftlich nachgewiesen
Im Zuge der Umsetzung der EG-WRRL werden bis spätestens 2027 die Herstellung und der Erhalt eines guten ökologischen Zustandes aller Oberflächengewässer gefordert. Um dieses Ziel möglichst zeitnah und kosteneffizient zu erreichen, ist das Konzept der Strahlwirkung von großer Bedeutung. Hierbei werden ausgehend von einem Strahlursprung, d.h. einem Gewässerabschnitt mit einem guten ökologischen Zustand, Gewässerstrecken mit einem schlechteren Zustand überwunden bis sich wiederum ein Gewässerabschnitt mit einem guten Zustand (Strahlursprung) anschließt und somit das Gewässer auf der gesamten Länge ökologisch aufgewertet und durchgängig gestaltet wird.
Im Rahmen ihrer Dissertation an der Universität Freiburg im Breisgau untersuchte Sabine Aßmann anhand repräsentativer Gewässerabschnitte, wie gut das Prinzip der Strahlwirkung funktioniert und welche Distanzen Organismen des Makrozoobenthos überwinden können.
Auf die Sohle kommt es an!
Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass bei allen drei untersuchten, grobmaterialreichen silikatischen Mittelgebirgsbächen eine Strahlwirkung stattfand. Ebenso zeigte sich, dass sich der ökologische Zustand des Gewässers mit zunehmender Distanz zum Strahlursprung kontinuierlich verschlechterte. Dabei reichte die Wirkung in ausgebauten Fließstrecken von 800 m bis zu 1800 m, wobei die Zusammensetzung und das Vorkommen des untersuchten Makrozoobenthos im Verlauf der Abschnitte variierte und mit zunehmender Distanz zum Strahlursprung abnahm. Als Ursache für eine entsprechende Reichweite der Strahlwirkung wurde vornehmlich die Sohlstruktur mit einem entsprechenden gewässertypischen Sohlsubstrat identifiziert.
Letztlich konnte anhand der Arbeit festgestellt werden, dass sich mit Hilfe der Strahlwirkung der ökologische Zustand des Fließgewässers nachweislich verbessern lässt. Eine besondere Beachtung sollte dabei der Ausbildung eines gewässertypischen Sohlsubstrates im Strahlweg, besonders bei ausgebauten Gewässersohlen, zukommen. Hier kann speziell die Gewässerunterhaltung entsprechend angepasst werden.
Systematische Gewässerunterhaltung – Schlüssel zum Erfolg
Gewässerunterhaltungspflichtige sollten hier immer genau prüfen, ob aus hydraulischer Sicht tatsächlich Beräumungsmaßnahmen notwendig sind und wenn ja in welchem Umfang. So sind zumindest teilweise Substratinseln, Totholzstrukturen und Makrophytenpolster für die Besiedlung von spezialisierten Arten im Gewässer zu belassen. Gegebenenfalls muss abschnittsweise gearbeitet werden. Im besten Fall lassen sich Kostenreduzierungen in der Gewässerunterhaltung und ökologische Aufwertung miteinander kombinieren!
Für eine weitere Aufwertung des Gewässers verweist Aßmann aufgrund ihrer Untersuchungen auf den aktiven Einbau von Trittsteinen in Form von Totholz- oder Substratstrukturen als geeignete Möglichkeit für eine Verlängerung der Strahlwirkung und somit ökologische Aufwertung des Gewässers.
Die Dissertation steht über die Seite der Universitätsbibliothek Freiburg im „FreiDok plus“ zum Download bereit: AßMANN: „Der Einfluss naturnaher und renaturierter Gewässerstrecken auf die Makrozoobenthos-Fauna strukturell defizitärer Fließgewässerabschnitte“, 2015, Freiburg im Breisgau.
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